Victoria Matzka erlebte ein wahres Traumjahr
Vor zweieinhalb Jahren wechselte Victoria Matzka (16) von den Mistelbach Mustangs zu Klosterneuburg. Dort ging ihr Stern bis dato voll auf: Bundesliga-Titel, Cupsieg und Kapitänin im U16-Nationalteam.
2. Oktober 2021, Klagenfurt: Klosterneuburgs Frauen-Team BK Duchess, der aktuelle Überflieger im österreichischen Basketball, fährt einen hohen, aber dennoch recht gewöhnlichen Auswärtssieg bei KOS Celovec ein, 87:29 steht am Ende auf der Anzeigetafel.
Ganz und gar nicht gewöhnlich ist der Tag für eine junge Sportlerin aus Mistelbach, Victoria Matzka. Erst sechs Wochen davor feierte sie ihren 15. Geburtstag. In Minute 25 schickt sie der Trainer aufs Spielfeld. Die erste Aktion: ein Fehlpass. Die Zweite: verpasster Dreier. Die Dritte: noch ein Fehlpass. Doch was folgt, ist ein Paradebeispiel für die junge Kämpferin: Ihr gelingt ein Steal, gekrönt von einem Treffer aus der Zone, noch vor Ende des dritten Viertels auch ein Assist. Das Bundesliga-Debüt endet mit zehn Minuten Spielzeit – und einem Strahlen im Gesicht.
Das hatte Matzka auch bereits, als sie mit sieben Jahren in Mistelbach zum ersten Mal am Court stand und mit Basketball begann. Erste Trainerin war Doris Semmler, ein Jahr später übernahm der langjährige Wegbegleiter Christoph Stubenvoll Matzkas Team. Er erinnert sich: „Vicky war von Anfang an sehr, sehr ehrgeizig und eine sehr angenehme Spielerin für einen Trainer. Weil sie immer versucht hat, das zu machen, was man ihr gesagt hat. Man sollte glauben, dass das eh normal ist, aber das ist es definitiv nicht.“ Sofort zu erkennen sei auch das Talent gewesen: „Es hätte auch ein Mädlsteam gegeben, wo sie spielen hätte können. Aber da war sie einfach so viel stärker, das hätte nichts gebracht. Darum war sie eigentlich die ganze Zeit bei mir.“
Das Spiel mit den Burschen – es ist ein Schlüsselelement in der Karriere der Mistelbacherin. All die Jahre musste und wollte sie sich gegen das andere Geschlecht beweisen, und auch heute ist das noch so. Im Sommer 2020 übersiedelte Matzka gemeinsam mit ihrer Familie nach Klosterneuburg, um das dortige Leistungszentrum besuchen zu können. Eine tägliche Anreise aus Mistelbach, auch in die Schule im Westen Wiens, wäre schwer möglich gewesen. Dort hat die 14-Jährige eine Sonderstellung: Neben ihrer Kollegin Sina Höllerl ist sie das einzige Mädchen im Leistungszentrum, trainiert wird sonst ausschließlich gegen Buben, zu Spitzenzeiten zehnmal pro Woche.
Das zeigt Wirkung, wie mittlerweile gut zu sehen ist. Denn Matzkas Debüt war nur der Anfang, sie hielt ziemlich schnell auch mit den älteren, größeren und schwereren Frauen im Oberhaus mit. 14 weitere Einsätze bekam der Youngster in der Saison 2021/22, die letzten beiden im Finale gegen Vienna United, das Klosterneuburg – auch vor einer Fanabordnung der Mustangs – deutlich für sich entschied. Mit immer noch 15 Jahren durfte die Mistelbacherin also den Pokal der Frauen-Bundesliga in die Höhe stemmen.
Wenige Tage später folgte der überlegene Titel in Österreichs U16-Meisterschaft, überraschend auch Platz zwei bei der U19. Cupsieger wurden die Duchess auch. Momente, die das Talent erst im Nachgang richtig begreifen konnte: „Eigentlich ein Wahnsinn, dass das alles so schnell passiert ist. Da bin ich gerade erst nach Klosterneuburg gekommen, war eigentlich in der U16, und dann auf einmal Bundesliga-Meister. Das kam schon überraschend.“
College-Engagement in den USA als großer Traum
Im August führte Matzka dann auch noch das österreichische U16-Nationalteam bei der B-Europameisterschaft in Montenegro aufs Feld, wo Rot-Weiß-Rot Achter wurde. Ein toller Übergang in die aktuelle Saison, wo Klosterneuburg schon wieder alles gewinnt und die durchschnittliche Spielzeit des Teamkükens zunimmt. Eine noch größere Rolle einzunehmen, ist auch ihr Ziel für die nächsten Jahre, nach der Matura wäre Zeit für den ganz großen Traum: ein College-Engagement in den USA.
Stubenvoll traut ihr das Ausland zu: „Das liegt natürlich auch an ihr, was sie beruflich vor hat. Aber die Möglichkeiten dazu hat sie.“ Doch auch die aktuellen Erfolge seien schon sensationell, sagt der Ex-Trainer: „Klosterneuburg ist eine Institution im österreichischen Damenbasketball. Dass sie dort hinwechseln hat können und gleich so fuß fasst, ist natürlich auch für uns (als Mustangs, Anm.) toll. Ein bisschen hat man es ja erwarten können, weil (alle Vereine in) ganz Österreich die Vicky genommen hätte. Aber dass sie gleich so einschlägt, ist schon etwas ganz Besonderes.“
Österreich hin, Ausland her, ihre Wurzeln wird Matzka jedenfalls nie vergessen: „Ich möchte allen Danke sagen, die mich begleitet und unterstützt haben. Den Trainern und Leuten in Mistelbach, meiner Mama und der Familie, und natürlich auch den Trainern in Klosterneuburg.“
Foto: Pictorial / M. Filippovits
Quelle: nön.at